De Beauvais

Klawdij Ssergejewitsch de Beauvais wurde am 1. Januar 1877 im Dorf Andrejewskij Asjas des Mokschaner Kreises in der Familie eines Angehörigen des Erbadels, des Rittmeisters der Ehrengarde Sergej Sergejewitsch de Beauvais und seiner Frau Ssarra Aleksandrowna, geb. Ssolowzowa, geboren. Am 8. Januar wurde er in der Kasaner Kirche des Gemeindedorfes Fatujewka getauft.

Der Architekt Ossip Iwanowitsch de Beauvais – der Urgroßvater von Klawdij Ssergejewitsch de Beauvais.

Der Vater von Klawdij war Stabsrittmeister der Leibgarde des Kürassiersregiments Seiner Majestät, und anschließend der Staatsrat Ssergej Ssergejewitsch de Beauvais (1843 -?) stammte aus dem Adel des Werejsker Kreises des Moskauer Gouvernements und hatte keine besonderen Verdienste. Klawdijs Mutter Ssarra Aleksandrowna (1850-1907) war die Tochter des Grundbesitzers im Dorf Ssolowzowka des Pensaer Kreises Aleksandr Aleksandrowitsch Ssolowzow, der in diesem Dorf die Allerheiligen-Kirche über dem Grabgewölbe der Vorfahren gebaut hatte (1855). Ihr Bruder Aleksandr errichtete am gleichen Ort die Dreifaltigkeitskirche, die für die Gläubigen zu einem Wallfahrtsort wurde. Eine interessante Tatsache aus dem Leben von Ssarra ist, dass der berühmte Maler Ilja Repin das Bild „Zarentochter Sofja im Neujungfrauenkloster“ nach ihrer Gestalt gemalt hatte. Ssarra Aleksandrowna besaβ ein unbewegliches Landgut im Dorf Jermolowka des Pensaer Kreises (ca. 2 090 Hektar), deshalb wurde Ssergej Ssergejewitsch nach der Hochzeit der Pensaer Grundbesitzer und 1872 stellte er sein Ansuchen, ihn in das Adelsbuch des Pensaer Gouvernements einzutragen.

Der Fall des Hinzuzählens von Klawdij Ssergejewitsch de Beauvais zum Adelsgeschlecht seines Vaters, 1898

Der Urgroßvater von Klawdij, Ossip (Giuseppe) Iwanowitsch de Beauvais (24.10.1784 -16.06.1834), hatte eine “italienische Nationalität”. Im Jahr 1802 wurde er Schüler der Expedition des Kreml-Baus für die Architekturschule, erhielt den Rang eines Kanzlisten, dann den des Kollegienregistrierbeamten, des Gouvernementssekretärs und des Kollegiensekretärs. Im Zusammenhang mit dem Vaterländischen Krieg nahm er auf Bittgesuch seine Entlassung aus der Expedition im Jahr 1812 und schloss sich dem Irkutsker Husaren-Regiment als Offizier an.

Nach dem Krieg wurde Ossip Iwanowitsch Architekt im Range eines Titularrates, wurde Mitglied der Kommission für den Bau von Moskau und war verantwortlich für die Restaurierung der von den Franzosen stark zerstörten Innenstadt. Im Jahr 1816 erhielt er den Titel eines Architekten von der Kaiserlichen Kunstakademie und erhielt den Orden des Heiligen Fürsten Wladimir des 4. Grades. Faktisch hat Ossip Iwanowitsch das ganze Zentrum der alten Hauptstadt, das wir heute sehen, errichtet und rekonstruiert. Im Jahr 1825 erhielt er den Orden der Hl. Anna des 2 Grades mit den diamanten Verzierungen. Er war Mitglied der Krönungskommission bei der Inthronisation des Kaisers Nikolaj I. Er erhielt mehrfach die höchsten Geschenke und Dankbarkeiten. Er wurde in der Nekropole des Donskoj-Klosters begraben.

Aber zurück zur Beschreibung der Biographie von Klawdij Ssergejewitsch. Nachdem er eine Hochschulausbildung im Ausland erworben hatte, arbeitete er seit 1897 als Experte für Zootechnik, Tierhaltung und Pferdezucht. Im Jahr 1898 bat er herzlichst die Pensaer adlige Versammlung der Abgeordneten, ihn zum Adelsgeschlecht seines Vaters, des Staatsrates Ssergej Ssergejewitsch de Beauvais, hinzuzählen.

Die Petropawlowskaja Kirche in Pensa

Im Jahr 1912 heiratete Klawdij Ssergejewitsch in der Petropawlowskaja Kirche von Pensa die Tochter eines Pfarrers, des Antisteses dieser Kirche, Nikolaj Fjodorowitsch Bystrow, die Angehörige des Erbadels Warwara Nikolajewna Bystrowa. Die Garanten der Ehe waren Nikolaj Ssergejewitsch de Beauvais und offenbar der Onkel der Braut – Fjodor Fjodorowitsch Bystrow. Man muss sagen, dass Nikolaj Fjodorowitsch Bystrow im Pensaer Gouvernement sehr berühmt und beliebt war, sowohl als Pastor, als auch als Lehrer und als eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Er starb noch vor der Revolution; das Erbbegräbnis der Bystrows ist auf dem Mironosizker Friedhof erhalten geblieben.

Als die Oktoberrevolution ausbrach, war Klawdij Ssergejewitsch Amtsvogt, ein Kandidat der Pensaer Gouvernementsamtei. Als ein rechtgläubiger und streng orthodoxer Mensch nahm de Beauvais die revolutionären Ereignisse und das Schisma in Pensa schwer.

Antistes der Petropawlowskaja Kirche, Erzpriester Nikolaj Fjodorowitsch Bystrow, 1906

Seit 1918, seit der Ernennung des Bischofs Ioann (Pommer) in der Stadt auf der Ssura wurde de Beauvais der engste Gefolgsmann des Herren im Kampf für die Rechte der Kirche. Nach Agenturangaben von GPU äuβerte er sich immer scharf gegen die sowjetische Regierung, rief das Volk auf, gegen den Spalter Wladimir Putjata zu rebellieren. Als Ergebnis wurde Klawdij Ssergejewitsch am 19. Dezember 1919 im Fall der Pensaer Bruderschaft der orthodoxen Christen verhaftet, der „konterrevolutionären, monarchistischen Aktivität beschuldigt, die in öffentlichen Gesprächen, Vorträgen, Verkündigungen, Seelenmessen und Bittgottesdiensten“ ausgedrückt worden war. Am 20. Mai 1920 wurde er zu zwei Jahren in einem Zwangsarbeitslager verurteilt. Von diesem Zeitpunkt an begann für Klawdij Ssergejewitsch ein neues Leben– das Leben eines politischen Gefangenen.

Anfang der 1920-er Jahre lebte er noch in Pensa, arbeitete in der Moskauer Zentralen Konsumgesellschaft (er leitete ein Bauerngut im Pensaer Gouvernement), aber am 11. Oktober 1923 wurde er wieder in einem Gruppenkirchenfall verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis im Ssolowezker Lager verurteilt . In demselben Jahr mit K. S. de Beauvais wurde auf Ssolowki der Ingenieur-Flugzeugkonstrukteur Wladimir Ssergejewitsch Denissow, der zukünftige Kollege von S.P. Koroljow und A.N. Tupolew in die Verbannung geschickt.

Pfarrer Aleksandr Wassiljewitsch Prosorow, der 1923 zusammen mit de Beauvais verhaftet wurde.

Am 14. Januar 1924 sprach Klawdij Ssergejewitsch de Beauvais E.P. Peschkowa um Hilfe beim Politischen Roten Kreuz an. In seinem Antrag schrieb er: „Mit mir zusammen wurden auch im Fall Nik<olaj> Mich<ailowitsch> Pulchritudow (Erzpriester der Mitrofanow-Kirche – S.S.) und Al<eksandr> Wassiljewitsch Prosorow (Pfarrer – S.S.). in Pensa verhaftet. Sie wurden nach Sibirien deportiert und ich – in das Ssolowezkij Konzentrationslager. Davor schrieben wir an den Vorsitzenden des WZIK (des Allrussischen Zentralen Exekutivkomitees) Kalinin einen Antrag, wo dargelegt wurde, wie peinlich und unsorgfältig in unserem Fall von dem Anwalt der Pensaer S<tadt>a<bteilung> GPU (Politische Hauptverwaltung) H-n Wejde recherchiert worden war, und wir um Gerechtigkeit bitten. Unser Antrag wurde in den ersten Tagen dieses Januars absichtlich übergeben. Wenn es möglich ist, bitte ich Sie, das Schicksal unseres Antrags herauszufinden und beantragen, dass er baldigst geprüft und bewilligt wird. 14. Januar 1924 Klawdij de Beauvais.

Pfarrer der Mitrofanow-Kirche Nikolaj Michailowitsch Pulchritudow, der 1923 mit de Beauvais verhaftet wurde.

Am 11. Oktober 1926 wurde Klawdij Ssergejewitsch aus dem Lager entlassen, aber am 19. November für drei Jahre in die Verbannung nach Ust-Wym geschickt. Für solche “Gnade” dankte de Beauvais seiner “Retterin”: “Jekaterina Pawlowna Peschkowa. Hilfe für politische Gefangene. Mit tiefer Dankbarkeit teile ich mit, dass ich das Geld 20 Rub<el> erhalten habe. K. de Beauvais “.

Im August 1929 war Klawdij Ssergejewitsch gezwungen, wieder Peschkowa anzusprechen: „Moskau, Kusnezkij Most, das Polit<ische> R<ote> Kr<euz> an Jekaterina Pawlowna Peschkowa. Vom adm<inistrativ> Ve<rbannten> Klawdij Ssergejewitsch de Beauvais Aut<onomie>reg<ion> Komi D<orf> Ust-Wym. Ich sende auch einen Antrag in die OGPU (Vereinigte Staatliche Politische Verwaltung) bezüglich der mir während der zwei Haussuchungen weggenommenen Manuskripte. Die erste Haussuchung war noch am 22. Oktober 1927 und die zweite – am 11. Oktober 1928. Nach der Haussuchung sagte man mir, dass man bei mir nichts Anstößiges gefunden habe, aber etwas <unleserlich> genommen worden wäre, nur zur Einsicht. Ich werde nicht aufzählen, was mir zurückgegeben worden war, aber bisher habe ich folgende Manuskripte nicht zurückbekommen: 1) die Rohschriften der begonnenen „Familienchronik“ in zwei Heften und auf ein paar Achteln Papier. Diese Rohschriften habe ich vor zwei J<ahren> begonnen, nach den Notizen, die jetzt verloren gegangen sind, und laut der bereits verstorbenen Menschen. Da ich viel Freizeit habe, will ich das vorher Geschriebene aufräumen und die Arbeit fortsetzen. Es ist wohl unmöglich, weil der Fall durch diese Beschlagnahmen lahmgelegt wird. Die Grundlosigkeit der Beschlagnahme dieser Manuskripte wird unwiderlegbar klar, wenn ich sage, dass deren Inhalt zum Ende des vorletzten und zu Beginn des letzten Jahrhunderts gehört, zur Kindheit und Jugend von meinem Onkel. 2) das Notizbuch. Neben unwichtigen Notizen gibt es da Adressen, an die ich ständig schrieb und schreibe, ohne ein Geheimnis daraus zu machen. Aber da ich schlechtes Gedächtnis für Adressen habe, habe ich einige vergessen, die ich wirklich brauche, und natürlich habe ich keine Möglichkeit, an viele Leute zu schreiben. Darüber hinaus gibt es da Buchtitel in Literatur, meinem Beruf und Wissenschaft im Allgemeinen, die aus den Zeitungsanzeigen herausgeschrieben worden waren, und da sind auch Adressen, von wo sie herausgeschrieben werden können. Durch die Beschlagnahme dieses unschuldigsten Buches bin ich verhindert, das zu bekommen und zu lesen, was mich interessiert und was alle lesen dürfen! 3) der Auszug aus dem Kiewer Höhlenpaterikon eines bald tausendjährigen alten Mannes <…> und 4) das Buch des Bi<schofs> Feofan „Briefe über das christliche Leben“, Analyse der Werke des Gr<afen> Ssperanskij mit dem gleichen Namen. Es wurde Mitte des letzten Jahrhunderts geschrieben, da kann man gar keine Politik finden, und es behandelt die innere Vervollkommnung eines Menschen. Ich denke, dass die schriftstellerische Arbeit und das Lesen von Büchern bisher nicht verboten sind und die Beschlagnahme der oben genannten Sachen ein Fehler ist. Ich bitte die OGPU, die Zurückgabe der mir weggenommenen Sachen zu verordnen; und ich bitte Sie durch Ihr Gesuch um dasselbe die Gerechtigkeit meiner Bitte zu unterstützen. Meine Verbannung hier endet am 11. Oktober di<eses> J<ahres> und ich würde gerne alle meine Manuskripte bis zu diesem Zeitpunkt erhalten. 21. August 1929 Ust-Wym. Klawdij de Beauvais.

Der Heiratseintrag von Klawdij Ssergejewitsch de Beauvais und Warwara Nikolajewna Bystrowa in der Petropawlowskaja Kirche, 1912.

Dieses Bittgesuch, das in Fesseln des Gefängnisses geschrieben worden war, ist erbaulich an sich: darin sind Edelmut eines Adligen, tiefes Vertrauen in Gott und Ehrfurcht vor der orthodoxen Kultur und dem Buch und Achtung vor dem Andenken an die Vorfahren.

Im November 1929 wurde K.S. de Beauvais mit einer dreijährigen Aufenthaltsbeschränkung in den großen Städten der UdSSR aus der Verbannung entlassen. Bis Januar 1933 lebte er in der Stadt Frunse (Bischkek, Kirgisistan) und dann wurde er freizügig. Er ließ sich in der Stadt Maikop des Adygejsker Gebiets nieder, wo er in seinem Fach arbeitete. Dort wurde er am 30. Dezember 1934 wieder verhaftet und zur weiteren Untersuchung nach Armawir geschickt (der Fall war mit dem Mord von Kirow verbunden). Er wurde zu fünf Jahren Verbannung nach Kasachstan verurteilt und in das Dorf Ssemijarskoje des Gebiets Aqtöbe geschickt. Im Juni 1937 war er in Semipalatinsk, bat um das Gesuch von Pompolit um die Überführung nach Alma-Ata, aber der Leiter der Rechtsabteilung von Pompolit teilte ihm mit, dass es fast keine Hoffnung auf die Überführung besteht.

Nachweisbar lebte K.S. de Beauvais bis zur nächsten Verhaftung in Kasachstan in der Zwangsarbeitsanstalt Nummer 6. Im November 1942 wurde er wieder verhaftet und am 18. März des folgenden Jahres wurde er vom Höchstgericht der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik zu 10 Jahren Haft im Lager verurteilt.

Damals war Klawdij Ssergejewitsch bereits 66 Jahre alt, unter der Annahme, dass er die Amnestie 1954 erlebte, würde er 77 Jahre alt sein – das Alter eines alten Mannes. So verbrachte er fast ein Vierteljahrhundert in Lagern, Gefängnissen und im Exil, von der Sowjetischen Regierung und bis zu seinem Tod.

So ist man mit dem Urenkel des großen Beauvais verfahren, der das Herz Moskaus errichtet hatte!

Es ist bekannt, dass K. de Beauvais eine Tochter hatte.

Quellen: das Staatsarchiv des Pensaer Gebiets, F. 196, V. 2, D. 167, 167; F. 182, V. 6, D. 781; http://pkk.memo.ru; https://en.openlist.wiki; die Akte des Archivs des Föderalen Dienstes für Sicherheit im Pensaer Gebiet Nr. 7727-п, 4094-п; Dworshanskij A. I., Selew S. W., Erzpriester Wladimir Kljuew. Der Gerechte soll vom Glauben leben. Das Pensaer Martyrologium der christlichen Märterer. – M., 2014. S. 116; Tjustin A. W. Pensaer Personen, die den Ruhm von Pensa bereichert haben. [in drei Bänden]. Bd. 1 [A-L].: [biographisches Wörterbuch] / Tjustin A.W., Schischkin I.S .- Pensa, 2012. S. 52-53.

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