Fürstin Maksutowa

Anastasia Petrowna Maksutowa wurde am 28. November 1875 in St. Petersburg geboren und stammte aus einem alten tatarischen Fürstenhaus, dessen Vertreter im 17. Jahrhundert, nachdem sie zur Orthodoxie übergetreten waren, in den Dienst des russischen Zaren traten und für deren Verdienste Grund und Boden in der Nähe der Stadt Kerensk im Pensaer Gouvernement erhielten. Die Maksutows wurden am Ende des 18. Jahrhunderts ins Adelsbuch des Pensaer Gouvernements eingetragen.

Eine der Schwestern Maksutows. Pensa, um das Jahr 1886 (das Staatliches Heimatmuseum Pensa)

Der Großvater von Anastasia Petrowna – ein hoher Staatsrat Petr Iwanowitsch Maksutow (um die Jahre 1790-1867) – diente im Ministerium des Zarenhofs, leitete das Permer Teilkontor und besaβ ein Landgut beim Dorf Anutschino des Tschembarsker Kreises. Er wurde auf dem Mironosizker Friedhof in Pensa beerdigt. Der Vater von Anastasia Petrowna – ein hoher Staatsrat Petr Petrowitsch Maksutow (1834-1903) – war ein Ehrenfriedensrichter des Gorodischtschensker Kreises, wo er ein Landgut beim Dorf Trofimowka besaβ. Sein Bruder, d.h. der Onkel von Anastasia, Pawel Petrowitsch (1825-1882) war Konteradmiral der zaristischen Marine, der an der Verteidigung Sewastopols (1855) teilgenommen hatte, und seit 1876 – Gouverneur von Taganrog. Ein anderer Onkel, Berufsmarineoffizier Aleksandr Petrowitsch (? -1854), fiel heldenhaft bei der Verteidigung von Petropawlowsk in Kamtschatka. Der dritte Onkel Dmitrij Petrowitsch (1832-1889) war wie sein älterer Bruder auch Konteradmiral, beteiligte sich an der Verteidigung von Petropawlowsk und wurde zur Hauptfigur des russischen Amerikas. Die Schwester von Anastasia Petrowna Anna wohnte 1913 in Petrograd.

Die Schwestern Maksutows. Vermutlich links im Bild ist Anastasia, eine von ihnen ist Anna. Pensa, um das Jahr 1986 (das Staatliches Heimatmuseum Pensa)

1896 absolvierte Anastasia Pädagogische Kurse am Patriotischen Institut (St. Petersburg), danach unterrichtete sie Musik und Gesang sowie Fremdsprachen in einer Musikfachschule. Während des Russisch-Japanischen Krieges und des 1. Weltkrieges arbeitete Anastasia wie die Großfürstinnen aus der Zarenfamilie auch als barmherzige Schwester: sie kümmerte sich um Verwundete und war Fürsorgerin der Gemeinschaft der barmherzigen Schwestern (wahrscheinlich schon in Pensa). Von 1918 bis 1919 war sie ein Mitglied des Verwaltungsrates des Verbands der barmherzigen Schwestern und unterrichtete zugleich Gesang in der sowjetischen Schule Nr. 38 (bis 1920).

Im Januar 1920 wurde Anastasia Petrowna in Pensa mit einer Gruppe von Personen unter Vorwand der Angehörigkeit zur monarchistischen Organisation der Weißen Garde “Das Nationale Zentrum” verhaftet. Im Fragebogen zur Person gab sie an, dass sie nicht verheiratet war, einen körperlich behinderten Bruder (46 Jahre alt) hatte, den ehemaligen Oberst a. D., der in St. Petersburg im Militärarchiv und im Militärkommissariat gedient hatte, und eine Schwester (52 Jahre alt), die in der agronomischen Station beim Dorf Trofimowka des Gorodischtschensker Kreises arbeitete. Sie besaβ ca. 80 Hektar Boden, ein Haus in Petrograd (verpfändet) und 17.500 Rubel in Papiergeld. Ihr Diensteinkommen betrug 2.170 Rubel. Bis 1917 wohnte sie in Pensa in der Ssuworowskaja-Straße (jetzt heißt sie Kuibyschew-Straße), 25-1, kümmerte sich um ihre kranke Mutter und hier wurde sie am 21. Januar 1920 von einem Agenten des GubTscheKa verhaftet. Bei der Durchsuchung fand man nichts Anstößiges; Wörterbücher und Notizbücher mit Lektionen wurden beschlagnahmt. Es wurde keine konkrete Beschuldigung erhoben. Sie wurde im Pensaer Gefängnis gehalten, am 1. Juni des gleichen Jahres wurde sie in das Pensaer Zwangsarbeiterlager in der Bogoljubskaja-Straβe geschickt, wo sie bis zum Ende des Bürgerkrieges bleiben sollte. Die Leitung des Lagers charakterisierte Anastasia Petrowna wie folgt: “Fürstin, gesund, verhält sich zur Arbeit nachlässig wie ein Feind der proletarischen Revolution.”

Seit 1922 wohnte sie in Pensa im Haus 35-1 in der Tambowskaja-Straße, arbeitete nicht regelmäßig, gab nur private Musikstunden, um etwas Geld zu verdienen.

Am 2. Januar 1931 wurde Anastasia Maksutowa von GPU wegen ihrer Angehörigkeit der Pensaer Filiale der kirchlich-monarchistischen Organisation der Sowjetunion “Wahre orthodoxe Kirche” wieder verhaftet. Während der Untersuchung wurde sie in einem Pensaer Gefängnis gehalten.

Aus dem Verhörprotokoll

“Ich weiβ nicht, aus welchem Grund ich 1920 verhaftet und inhaftiert wurde, anschließend wurde ich zu 3 Jahren in einem Konzentrationslager verurteilt. Nach der Strafabbüßung weiß ich immer noch nicht, wofür ich bestraft wurde: während der Untersuchung wurde keine konkrete Beschuldigung erhoben, sondern man äuβerte sich mit einem Gemeinplatz, dass ich wegen der anti-revolutionärer Aktivität angeklagt wurde. Nach der Strafabbüßung igelte ich mich in einem höherem Grad ein und pflegte zu dieser Zeit keine Freundschaften. Der einzige Ort in meinem Leben ist die Kirche, in die ich in letzter Zeit aber auch nicht so oft gehe: höchstens fünfmal pro Monat. Ich nehme am kirchlichen Leben in der Stiftskirche, wo ich hingehe, nicht teil: ich bete nur. Ich kenne Tonitrow als Pfarrer, Dishonow, den ehemaligen Vorsitzenden des Kirchenrates der Maria-Schutz-und-Fürbitte-Kirche, Rassudow Petr als Pfarrer und einige andere. Ich trat dieser Gemeinde absichtlich nicht bei, um die gesamte Gemeinde dadurch nicht in Verdacht zu bringen. Als Mitglied der Maria-Schutz-und-Fürbitte-Gemeinde der Gläubigen gehörte ich jenen Gruppen nicht an, die gegen das Streben, die Kirche zu ergreifen, kämpften, und ich kann die Namen der Menschen nicht nennen, die damals aktiv waren, weil ich damit nichts damit zu tun hatte. Ich wusste damals nur, dass in der Maria-Schutz-und-Fürbitte-Kirche einige Flugblätter gefunden worden waren, aber welchen Inhalt sie hatten und woher sie dorthin gelangen konnten, weiß ich überhaupt nicht. Als ich die Stiftskirche besuchte, erinnere ich mich nicht jemals gesagt zu haben, dass die Meinungsverschiedenheit innerhalb der Partei von Bucharin, Rykow, Tomskij und Ssyrzow mit der Parteipolitik als Ganzes zum Zusammenbruch der Sowjetmacht führen, und die äußere Einmischung seitens anderer kapitalistischer Länder dazu beitragen würde. Aber ich kann es nicht leugnen, weil man manchmal Gespräche solcher Art hören musste, nur sind die Nachrichten aus Zeitungen in den meisten solchen Fällen die Quelle dieser Mitteilungen. Aber auch in diesem Fall glaube ich, dass es nichts Anstößiges dabei gibt. Ich verbreitete keine Gerüchte, die irgendwie das bestehende System in Frage stellen. Kurzum, ich hielt und halte mich nicht für einen Feind der sowjetischen Regierung. Ich kann Ihnen nichts mehr zeigen. Die Gefangenenaussagen sind aufgrund der mündlichen Verfügung richtig und wurden vorgelesen.”

Anastasia Petrowna Maksutowa. Das Foto aus der Untersuchungsakte, 1931

Am 2. Januar 1931 wurde gegen A.P. Maksutowa Anklage erhoben, ein aktives Mitglied der Pensaer Filiale der Organisation “Wahre orthodoxe Kirche” gewesen zu sein, deren Ziel es wäre, die sowjetische Regierung zu stürzen und die Monarchie in Russland wiederherzustellen. Aber die Untersuchung dieses Falles zog sich noch über ein Jahr und diese Zeit verbrachte die Fürstin im Gefängnis in Pensa und wartete auf ihr Urteil. Über das bevorstehende dreijährige Exil in eine nördliche Region der Sowjetunion erfuhr Anastasia Petrowna Maksutowa erst am 14. Dezember 1931. Das weitere Schicksal dieser edlen Person ist unbekannt.

Quellen: https://wiki2.org/ru/Максутовы; http://www.history-ryazan.ru/node/11833; Staatsarchiv des Pensaer Gebiets, F. р-2, V. 1, D. 848, Bl. 55–56; das Archiv des Föderalen Dienstes für Sicherheit im Pensaer Gebiet, D.11368-п; die Fonds des Heimatmuseums Pensa.

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