Kirill Fjodorowitsch Ksenofontow

Der Leiter des Pensaer Ermittlungsdienstes Kirill Fjodorowitsch Ksenofontow wurde 1876 im Dorf Krjukowo des Tschembarsker Kreises im Pensaer Gouvernement in einer Bauernfamilie geboren.

Kirill Fjodorowitsch Ksenofontow (vor 1918)

Soweit bekannt hat er keine besondere Bildung erworben und gehörte zu jenem Typ der Menschen, die einen richtigen Riecher hatten, um während des Dienstes zu lernen und große Erfolge zu erreichen. Dies ist vielleicht ein drastisches Beispiel, wenn eine Person das von Gott gegebene Talent gebraucht hatte.

Kirill Ksenofontow leistete Wehrdienst in der Kavallerie im Rang eines Unteroffiziers. In einer seiner Beurteilungen scheibt man Folgendes: “Er war eine vorbildliche Person. In Bezug auf das Militärwesen zeichnete er sich immer aus. Er verdient grundsätzlich Berücksichtigung.” Nach seinem Militärdienst beschloss Kirill Fjodorowitsch im Jahr 1907 in der Polizei zu arbeiten. Die Feuertaufe bestand der Schutzmann (Gorodowoj – im zaristischen Russland: der niedrige Rang der Ortspolizei) des dritten Polizeibezirks Ksenofontow, als er Strauchdiebe am 30. März 1907 am Bahnhof der Rjasan-Ural-Eisenbahn fing. Seit diesem Tage begann der Karriereaufstieg von Kirill Fjodorowitsch in der Polizeibehörde.

Als 1908 in Pensa eine Detektivabteilung errichtet wurde, wurde Ksenofontow zum Polizeiaufseher unter der Leitung von Pjotr Adamowitsch Upenik-Upenskij ernannt. Bald wurde er zum stellvertretenden Leiter, Ksenofontow machte von sich als von einem der besten Detektive in Pensa reden. Er wurde sogar in andere Städte eingeladen, die kompliziertesten Fälle zu untersuchen. Und als 1911 in Pensa ein Hundezwinger mit Dienst- und Fahndungshunden eröffnet wurde, wurde er nach St. Petersburg geschickt, um einen Kurs für ihr Abrichten zu machen.

Die Revolution 1917 baute die Polizisten und die Schutzleute ab: Statt ihnen erschienen Milizionäre auf den Straßen, aber die Diener des alten Gesetzes wurden von ihren Posten nicht einfach entlassen. Bereits 1918 wurden Listen von Polizisten, Gendarmen, Landpolizisten, Hatschiern und Berufssoldaten erstellt, die physisch vernichtet werden sollten. Mit einem Wort wurde man alle los, die die neue Macht stürzen und das alte System wiederherstellen konnten. Aber diese schrecklichen Erscheinungen betrafen Ksenofontow zunächst nicht, im Gegenteil, er wurde sogar zum Leiter des Fahndungsdienstes in Pensa und dann in Ssaransk ernannt und diente im Amt bis 1923! Vielleicht wurde er gewissermaßen von seiner bäuerlichen Herkunft gerettet.

Aber einer der Einwohner von Pensa meldete: Als Ksenofontow Kirill Fjodorowitsch als Polizist tätig war, kämpfte er angeblich aktiv gegen die revolutionäre Bewegung. Auf den Detektiv wurde sofort GPU aufmerksam, deren Leiter I.W. Taraschkewitsch die folgende Anklageschrift festlegte: „Ksenofontow malte sich und zog einen Zivilanzug an, um aufzuspüren, wo Versammlungen der Revolutionäre stattfanden. Auβerdem veranstaltete er Razzien auf sie. Die Razzien waren neben der Ssergejewskaja Fabrik, im Ssergejewskaja Hain, in einem Ort bei Pensa, in dem so genannten „Prolomy“, am Rande der Stadt, in konspirativen Wohnungen… Bei allen Razzien spielte Ksenofontow eine führende Rolle. Er hatte groβe Detektivfähigkeiten, er beobachtete die Leiter der politischen Organisationen … Alle bedeutenden Revolutionäre waren unter seiner Aufsicht.”

Nach zwei Monaten nach der Verhaftung wurden die Untersuchungsmaterialien von Taraschkewisch in die Staatsanwaltschaft geschickt, aber der Staatsanwalt L.G. Krepljak gab eine unerwartete Stellungnahme ab, laut der es in den Handlungen von Ksenofontow keinen Weisungstatbestand gab. Obwohl der Letzte gegen die revolutionäre Bewegung kämpfte, machte er dies aus dienstlicher Verpflichtung und nahm die sowjetische Regierung loyal auf. Dabei half auch der Antrag des Abteilungsleiters des Fahndungsdienstes, der schrieb: „Sowohl vor dem Krieg, als auch jetzt ist Ksenofontow ein schlimmer Gast der Verbrecherwelt, wo er viele erklärte Feinde hat, die versuchen, den gefährlichen Menschen mit allen Mitteln zu kompromittieren und zu vernichten.“ Am 14. Januar 1924 wurde Kirill Fjodorowitsch entlassen, aber die größten Schwierigkeiten standen ihm noch bevor.

Im Fahndungsdienst arbeitete K.F. Ksenofontow bis 1930, als er als der sowjetischen Miliz fremdes Element aus den Stellen “ausgeräumt” wurde. In der Sowjetrepublik schätzte man die besten Pferde im Stall gar nicht wert. Darauf geht das Phänomen des Systems der Kaderentwicklung von unten zurück, wenn man Lücken im Leitungsapparat unterschiedlicher Strukturen mit jedem Piesepampel stopfte. So lag ein erfahrener Detektiv, ein Berufsmensch von Natur aus brach. Einige Zeit lang lebte er mit seiner Familie in Pensa in der Gorjaiowskaja Straβe (heute heiβt sie die Straβe von Soja Kossmodemjanskaja), wo er 1931 wieder von GPU verhaftet wurde.

Der Bezicht war typisch für jene Zeit – die Agitation gegen den Kolchosbau und Provokationsgerüchte über den baldigen Niedergang der sowjetischen Regierung. Angeblich beschäftigte er sich mit dieser Agitation in einem Frisiersalon bei Jewsjukow. Zum Bezicht im Fall vom Jahr 1923 wurde ein Sachverhalt hinzugefügt, dass er die Verfolgung von Revolutionären in alten Zeiten auf eigene Initiative durchgeführt hatte. Zu seiner Entschuldigung führte Ksenofontow an: “Ich kenne Jewsjukow, ich lasse mich bei ihm rasieren, allerdings trinke ich manchmal mit ihm…. Ich habe keine Gespräche geführt, dass man in Kolchosen nicht ging. Ich weiß selbst, dass man hineintappen kann, wenn man den Mund zu weit aufmacht, deshalb beherrsche ich die Zunge in solchen Fällen im Zaum.”

Das Foto aus der Ermittlungsakte, 1931

Im Oktober 1931 wurde der ehemalige Leiter der Kriminalmiliz Ksenofontow für drei Jahre zur Verbannung im Norden verurteilt. Er lebte in Archangelsk, es gelang ihm, eine Stelle eines Versorgungsagenten der Klinik für Dermatologie und Venerologie zu bekommen. Hier wurde er am 12. März 1938 wieder unter der Anklage der antisowjetischen Agitation verhaftet und am 23. November desselben Jahres zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe mit dem Entzug der bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre verurteilt.

Nach Angaben ist Kirill Fjodorowitsch am 21. November 1941 im Gefängnis gestorben. Seine Begräbnisstelle ist unbekannt. Anschließend wurde K.F. Ksenofontow in allen drei Untersuchungssachen rehabilitiert, was seine Unschuld vor seiner Heimat und seinem Volk bedeutet. Sein Name ist in das Gedenkbuch des Gebiets Archangelsk eingetragen.

Quellen: A. N. Ssobolew. Ein schlimmer Gast der Verbrecherwelt // “Unser Pensa”, 2014, 15.-21. Januar; http://rosgenea.ru; https://ru.openlist.wiki.

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