Rechtsanwalt Bessonow

In der Stadt Pensa wohnte ein Mensch von Format – Wladimir Aleksejewitsch Bessonow. Jetzt weiß man ganz und gar nichts von ihm, aber vor hundert Jahren teilte man über Verdienste und die christliche Frömmigkeit dieses Mannes dem Patriarchen Tichon in Moskau mit.

Laut Einzelangaben über Wladimir Aleksejewitsch lässt sich feststellen, dass es eine beseelte, schöpferische Person mit einem sehr schwierigen Schicksal war. In bestimmten Lebensabschnitten war er verschiedenen Versuchungen und Tendenzen ausgesetzt, die sein Leben fast zerstörten, aber die Werke der letzten Jahre seines Lebens und der Märtyrertod allein krönten den ganzen Lebensweg.

Wladimir Aleksejewitsch Bessonow wurde um 1877 geboren und stammte aus den Angehörigen des Erbadels des St. Petersburger Gouvernements. 1907 wohnte er in Pensa in der Moskowskaja-Straße, im Haus von Wjarwilskij, arbeitete als Rechtsanwalt, auβerdem veröffentlichte er in der Gouvemementsstadt die Zeitung „Das Leben der Schwarzerde-Region“, war deren Chefredakteur. Das waren die Jahre der ersten russischen Revolution, als die Polizei das Einbringen der aufrührerischen Ideen scharf beobachtete, und in der Nummer der Zeitung von Bessonow vom 17. Februar 1907 wurde die Veröffentlichung von „wissentlich falschen Angaben über die Aktivitäten von Regierungsstellen, die die Bevölkerung zur Feindlichkeit ihnen gegenüber anregten.“ Die Auflage dieser Zeitung betrug 2800 Exemplare. Bessonow bekannte sich nicht schuldig, aber sagte ehrlich, dass der Artikel mit seinem Wissen veröffentlicht worden war. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe. Da er damals zahlungsunfähig war, wurde er für sechs Wochen ins Gefängnis gebracht.

Dann geht die Spur von W.A. Bessonow verloren, er arbeitete wahrscheinlich weiter auf dem Gebiet der Zeitungspresse und der Rechtswissenschaft – und so war es bis zur Ernennung des Bischofs Ioann nach Pensa 1918. In seiner Anrede an den Patriarchen vom 26.06.1919 schreibt der Herrscher über ihn Folgendes:

“Eure Heiligkeit, großer Herr, gnädiger Hochwürden.

Der Einreicher dieses Rechtes Wladimir Aleksejewitsch Bessonow, ehemaliger Rechtsanwalt, der Vorsitzende der Pensaer Diözesanen Bruderschaft, der treueste Sohn von hl. Kirche und ein mutiger und talentierter Verteidiger von ihr in der Stadt Pensa und der Pensaer Eparchie. Ihm haben viele der Pastoren der Eparchie die Entlassung aus den Fessel des Verlieses zu verdanken, und einige vielleicht – die Lebenserhaltung. Vor allem seiner Energie und Fähigkeit haben wir die Neugründung und die Legalisierung, zum Beispiel der Bruderschaft mit ihren Abteilungen, des Diözesanrates, der Bischofskanzlei und anderer zerstreuter Anstalten am Ort einer kirchlichen Organisation und Institutionen zu verdanken.

Das gute Ende der offiziellen und inoffiziellen gerichtlichen, administrativen und anderen Verfolgungen, die bisher bei mir aufgetreten worden waren, haben wir hauptsächlich der geschickten, rechtzeitig organisierten Verteidigung zu verdanken, die auch von ihm, W.A. Bessonow, geleitet wurde.

Wl. A. Bessonow nimmt aktiv am Kampf gegen die Machenschaften von dem berüchtigten Putjata teil, der nicht wählerisch in seinen Mitteln ist, um Zerrüttung ins Leben der Pensaer Kirche zu bringen und ihren Dienern zu schaden. Zum Beispiel, der letzte Rundbrief des „Rates“ von Putjata in den Fragen Ehe, der einen deutlich ketzerischen Charakter trägt, hat es zweifellos zum Ziel, dunkle Massen auf den Weg der Häresie zu bringen (die Ablehnung des Sakraments der Ehe) und die Geistlichkeit vor die Wahl zu stellen, wo sie gezwungen ist, entweder den dunklen Massen zu Gefallen die frischgebackene Häresie von Putjata anzuerkennen oder von diesen dunklen Massen aus den Gemeinden vertrieben zu werden. Dank der auch von W.A. Bessonow rechtzeitig getroffenen Maßnahmen nahm das lokale Vollzugskomitee an der Veröffentlichung der Häresie von Putjata offiziell nicht teil, aber unseres Wissens will man mit dieser „Häresie“ das Zentrum locken und es dazu bewegen, die Verordnung vom 5. Februar 1919, die für die Kirche in dieser Frage günstig ist, aufzuheben.

Unter Mitwirkung von W.A. Bessonow organisierte die Pensaer Bruderschaft missionarische und apologetische Kurse, einige sind schon durchgeführt worden, einige werden durchgeführt. Die Pensaer Bruderschaft organisierte in Pensa und in der Eparchie brüderliche Gottesdienste und Gespräche, einen wunderschönen Chor, trägt Sorge für die Erleichterung der Lebensbedingungen des di<özesanen> Bischofs, für die Organisation der Pontifikalämter und so weiter. In der letzten Zeit war W.A. Bessonow Hypodiakon in den Pontifikalämtern. Mit Rücksicht auf das Gesagte und die Tatsache, dass W.A. Bessonow der Kirche des Gottes ganz kostenlos und selbstlos dient, wage ich Eure Heiligkeit demütig darum bitten, ihm Euren Segen mit der Ikone des allbarmherzigen Erlösers zu geben. Ich hoffe darauf, dass solche Güte Eurer Heiligkeit den Knecht Gottes Wladimir für die weitere Arbeit auf das Wohl der hl. Kirche unterstützt und in der Bruderschaft die Konkurrenz in dem Arbeiten zu Ehren des Gottes und auf das Wohl der hl. Kirche verursacht. Über jetzige Wohl und Weh der Pensaer Kirche berichtet Eurer Heiligkeit, wenn Eure Heiligkeit es anhören möchte, der Einreicher W.A. Bessonow.

Einen Segen und hl. Bittgebete Eurer Heiligkeit erbittet demütig Eurer Heiligkeit, großen Herrn, gnädigen Hochwürdens alleruntertänigster Novize Joann, der Bischof von Pensa und Ssaransk. 13. (26.) Juni 1919. Stadt Pensa”.

Aus den Darlegungen eines Mitgliedes der Bruderschaft: „In der Tätigkeit zeigte sich Bessonow als ein Initiator der Arbeit, ein guter Veranstalter u.a. Übrigens war die Person Bessonow für mich etwas mysteriös und ich fühlte, dass er nicht nur in der Bruderschaft arbeitete. Zum Beispiel, Bessonow war immer im Bilde über alle politischen Ereignisse, über die Kriegslage u.a. vor der Veröffentlichung in den Zeitungen. Darüber hinaus schien es, dass er einige Bekannte hatte, mit denen er eine engere Freundschaft oder Verbindungen hatte. Zu solchen Menschen zähle ich Wenzenoszew mit seinem Sohn und andere, an deren Namen ich mich nicht erinnern kann.”

In der Versammlung der Bruderschaft am 2. Dezember 1919 wurde eine Pressemeldung über die Erschießung von W.A. Bessonow verlesen, weshalb die Gläubigen empört und entrüstet waren. Am 9. Dezember, am neunten Tag nach dem Märtyrertod, wurde beschlossen, den Knecht Gottes Wladimir auszusegnen, nachdem die Leute im Voraus informiert worden waren. Also wurde er am 30. November oder am 1. Dezember erschossen.

Quellen: Das Staatsarchiv des Pensaer Gebiets, F. 42, V. 9, D. 27; Russisches Staatliches Historisches Archiv, F. 831, V. 1, D. 49, Bl. 105 – 106 rückseitig; das Archiv des Föderalen Dienstes für Sicherheit im Pensaer Gebiet, D. Nr. 7727-п, Bl. 11, 216 rückseitig.

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