Wojejkow Wladimir Nikolajewitsch war Generalmajor, Kommandant der Gefolge Seiner Kaiserlichen Majestät, ein Staatsmann, ein Grundbesitzer von Pensa, ein Ehrenbürger von Nischnij Lomow.
Er wurde am 14. August 1868 in St. Petersburg geboren, wo er seine Kindheit verbrachte. Er stammte aus einer alten und edlen Adelsfamilie, die in das 14. Jahrhundert hineinreichte. Seine Eltern waren der General aus der Kavallerie des Oberkämmerers des Hofes Seiner Kaiserlichen Majestät Wojejkow Nikolaj Wassiljewitsch, der ein großes Landgut im Pensaer Gouvernement hatte, und Dolgorukowa Warwara Wladimirowna, die Tochter des Moskauer Generalgouverneurs, des Fürsten W.A. Dolgorukow. Seine Frau war die Tochter vom Minister des Kaiserhofes und der Lehen, vom Generaladjutanten Grafen W.B. Frederiks – Jewgenija Wladimirowna Frederiks. Er war ein Verwandter des Bischofs Leontij (des Barons von Wimpfen W.N.) und der Pate des Heiligen Märtyrers, des Zarensohnes Aleksej Nikolajewitsch Romanow.
In dem Zeitraum 1882–1887 lernte er im Pagenkorps und wurde Kornet im Leibgarde-Kavallerieregiment.
1894 wurde er als Ordonnanz des Generaladjutanten, des Admirals O. K. Kremer mit einer Ankündigung über die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaj II. ins Ausland beordert.
Seit 1887 diente er im Leibgarde-Kavallerieregiment.
In dem Zeitraum 1897-1898 war er Verwaltungssekretär für den Umbau der Regimentskirche im Namen der Heiligen Gerechten Sacharij und Jelisaweta bei den Kasernen des Leibgarde-Kavallerieregiments in St. Petersburg, wofür er persönlich das Geld eingesammelt hatte; er wurde zum Ktitor dieser Kirche ernannt.
Seit 1899 leitete er die Regimentsausbildungsabteilung.
1890 wurde er in den sechsten Teil des Adelsbuchs des Pensaer Gouvernements eingetragen. Er war ein Ehrenbürger von Nischnij Lomow.
Vom Juli 1900 bis zum August 1905 war er Schwadronschef im Leibgarde-Kavallerieregiment im Rang eines Rittmeisters.
Während des Russisch-Japanischen Krieges 1904-1905 nahm er an Kampfereignissen auf dem Territorium der Mandschurei teil: im Roten Kreuz evakuierte er Kranke und Verwundete.
Im September 1906 wurde er im Range eines Oberstes zum Flügeladjutant ernannt.
Vom 11. August 1907 bis zum 24. Dezember 1913 führte er das Husarenregiment Seiner Majestät, das war das Husarenregiment der Leibgarde. Er beschäftigte sich aktiv mit Erziehungsfragen der Truppen.
1910 verfasste er “Die Anleitung für die Gymnastikausbildung der Truppen”
1911 wurde er zum Generalmajor erhoben.
1912 leitete er das Russische Olympische Komitee und führte die russische Delegation an den fünften Olympischen Spielen in Stockholm (Schweden).
Seit dem Juni 1913 war er der Hauptaufsichthabende über die körperliche Entwicklung der Bevölkerung des Russischen Reiches.
Am 24. Dezember 1913 wurde er zum Kommandant der Gefolge Seiner Kaiserlichen Majestät ernannt: er leitete den Schutz des Kaisers und seiner Familie, begleitete den Kaiser während der Reisen durch Russland, gewährleistete ihre Sicherheit.
Er besaβ ca. 21 004.437 Hektar Land bei Kamenka und bei dem Dorf Studenez des Kamenskij Bezirkes. Auf seinem Landgut organisierte er die Produktion und den Verkauf des Mineralwassers “Kuwaka”. Durch die Entwicklung der Produktion und der Landwirtschaft in Kamenka hob er das Wirtschaftsiveau des Dorfes. Wojejkows Landgut mit dem landwirtschaftlichen Betrieb war eines der größten und der aussichtsreichste Betrieb im Gouvernement.
1914 eröffnete er in Kamenka ein Lazarett für Verwundete.
1915 stand er im Briefwechsel mit dem Archimandrit des Nischnelomowskij Kasaner Mönchsklosters Leontij (Chopjorskij) über die Verschickung der Kopie des Nischnelomowskij Gnadenbildes der Ikone der Gottesmutter von Kasan in das Hauptquartier von Nikolaj II.
Er war Betreuer des Pokrowo-Nikolajewskij Nonnenklosters beim Dorf Wirga des Nischnelomowskij Bezirks, das 1916 mehr als 16.000 Pilger besucht hatten.
1916 erhielt er den Segen des Erzpastors für die Ausgestaltung dieses Klosters.
Im August 1916 besuchte er zum letzten Mal den Nischnelomowskij Kreis.
Er war unter dem Zaren bis zur Abdikation und riet ihm auf jede Art und Weise von diesem Schritt ab.
Am 5. März 1917 sah er den Kaiser im Hauptquartier des Zaren in Mogiljow zum letzten Mal in seinem Leben. “Seine Majestät äußerte sich warm mit einer herzlichen Stimme, wie er meinen mitunter schwierigen Dienst schätzte, und sprach seinen Dank aus, dass ich ihm und der Kaiserin immer treu geblieben war. Als er mich das letzte Mal mit Tränen im Gesicht umarmte, verließ der Kaiser die Arbeitsstube, und ich hatte ein schmerzhaftes Gefühl, dass dieses Treffen das letzte war und dass sich vor dem Zaren und vor Russland eine schreckliche schwarze Kluft auftat. ”
Am 7. März 1917 wollte er aus Mogiljow auf sein Pensaer Landgut nach Kamenka fahren, aber er wurde gemäß Anweisung des Ministers der Justiz A. F. Kerenskij an der Bahnstation Wjasma des Smolensker Gouvernements verhaftet. Es hat sich so getroffen, dass der Kirchenvater der Maria-Entschlafens-Kathedrale des Moskauer Kremls Oberst Porochownikow zusammen mit ihm verhaftet wurde. Wojejkow wurde nach Moskau übergeführt und zunächst auf den Arbat ins revolutionäre Bereichskommando und dann in den Kremlarrestraum gebracht, wo seine eigene Wohnung als ein Raum für Festgehaltene diente. Am selben Tag wurde er in den Arrestraum in der Nastassjinskij Seitenstraße gebracht, einem langen Verhör unterzogen, nach dem er nach Petrograd in einem Abteil mit Kerenskij geschickt wurde. Der Letzte sagte, dass er befohlen hatte, ihn zu verhaften, um ihn vor Wut des Volkes zu retten. Als Kerenskij aber in Petrograd aus dem Wagen ausstieg, hielt er eine Ansprache an das Volk, dass er nach Moskau gefahren war, um persönlich den ehemaligen Hofkommandanten zu verhaften, der vom Kaiser entflohen war, und jetzt wird Wojejkow nach Petrograd gebracht und vor das Volksgericht gestellt. Nach dieser Rede fiel der General fast zum Opfer der zornschnaubenden Menge, die zum Nikolajewskij Bahnhof gekommen war. Dann wurde Wojejkow in den Taurischen Palast gebracht, wo betrunkene Soldaten waren, einige von ihnen lagen auf dem Boden gerade uniformiert herum. Am 8. März gelang es Wojejkow, sich mit seiner Frau zu treffen, die bis vor kurzem im Hause ihres Vaters – des Grafen Friderichs – wohnte. Ewgenija Wladimirowna erzählte, wie ihr Haus am Tag vorher von betrunkenen Soldaten ausgeraubt und dann verbrannt worden war, und vor der Verbrennung trugen sie die auf den Tod liegende Gräfin drauβen aus, wo 17 Grad unter Null war. Und dann begannen dieselben Soldaten auf die Frauen zu schießen, aber sie schossen nur den Hund krank, der die Frau treu verteidigte. Der Hund lag in einer Blutlache auf dem Schnee, kam aber irgendwie durch und mit 20 Jahren war er im Exil zusammen mit den Besitzern.
Am 9. März 1917 wurde er in die Trubezkoj Bastion der Peter-und-Paul-Festung gebracht. Als der General in das mit einem Verdeck umgespannte Auto einstieg, um aus dem Taurischen Palast in die Festung zu fahren, flüsterte ihm ein Soldat aufgeregt zu: “Neigen Sie sich nieder!” Sobald er sich niedergeneigt hatte, traf ein schwerer Kolbenschlag das Verdeck. Als Wojejkow auf der Spalernaja-Straße fuhr, wo er fast 20 Jahre gedient hatte, sah er die einst von ihm gebaute Regimentskirche. Auf den Balkonen der Villen, in denen die Bekannten wohnten, hingen rote Fahnen. Er erinnerte sich unwillkürlich an die hier verbrachte Kindheit. Er wurde in die Festung als ein schwerer Staatsverbrecher gesperrt. Er hatte knappe Kost, durfte seine Kleidung nicht tragen, er durfte nicht waschen und sich rasieren. Das Eisenbett mit 102 Nieten bohrte sich in die Seiten durch eine dünne Streuunterlage. Während der Haft erfuhr Wladimir Nikolajewitsch über die Zerstörung des Landgutes in Kamenka, wurde mehrfach Verhören unterzogen, erlebte Kälte und Hunger, was seine Gesundheit stark untergrub: zuerst bekam er Phlebitis der Beine und dann hatte er Hungerödem des ganzen Körpers. Im Gefängnis bewahrte er ein Diptychon, mit dem er am Tag der Übertragung der Befehlsbefugnisse in seinem Regiment am 15. August 1905 von den Kavalleristen gesegnet worden war. Diese Ikone rettete Wojejkow vor der Erschießung in der Trubezkoj Bastion. Als er in der Haft war, verhielten sich einige Wachmannschaften, die früher Soldaten in seinem Befehlsbereich gewesen waren, freundlich und erkenntlich ihm gegenüber. Eines Tages, nach der österlichen Frühmesse, betrat eine Gruppe von Soldaten die Gefängniszelle und brachte etwas Essen zum Fastenbrechen; sie sangen dreimal “Christus ist auferstanden!”, und nachdem sie sich dreimal geküsst hatten, verlieβen sie die Gefängniszelle. Während seiner Missgeschicke fand General Wojejkow als der getreue Eckart des Zaren die freundliche Beachtung der Kaiserin Aleksandra Fjodorowna, die selbst verzweifelt war.
Im August und im September 1917 wurde Wojejkow aus der Peter-und-Paul-Festung mit einer Empfehlung an seine Frau entlassen, ihren Mann in eine der psychiatrischen Kliniken zu bringen, aber alle Ärzte, als sie hörten, um welchen “Verbrecher” es ging, schlugen es ihr rundweg ab. Endlich wurde er in eine Privatklinik für Geistes- und Nervenkranke unter Aufsicht des Doktors A.G. Konasswitsch genommen. Auch hier stand der General unter einer verstärkten Milizstreife, aber am Namenstag des Zarensohns Aleksij am 5. Oktober 1917 wurde das Aufgebot für 50.000 Goldrubel als Pfand zurückgezogen. Hier in der Klinik besuchten den ehemaligen Hofkommandanten seine Frau und Verwandte, unter denen ein gewisser A.M. war – ein ehemaliger Schüler der Zwei-Klassen-Schule in Kamenka, der aus dem Sserdobsker Kreis stammte.
Im Oktober 1917 verließ er heimlich das Krankenhaus aus Angst vor einer neuen Verhaftung.
Bis zum Sommer 1918 war er flüchtig, wohnte in verschiedenen Wohnungen in Petrograd, wohnte auf den Vorstadt-Datschen. Zugleich nahm er Kontakt mit der Zarenfamilie auf, die in Tobolsk war, er und seine Frau schickten ihnen Briefe und Pakete.
Da er illegal lebte, versuchte er, nach Finnland zu fliehen, aber ohne Erfolg. Als im August 1918 eine echte Jagd auf Wojejkow begann, fuhr er zur Grenze an Finnland, doch in der Stadt Ssestrorezk erfuhr er, dass man in diesem Grenzabschnitt auf die Grenzverletzen mit Schüssen wartete. Man konnte mit einem Fischerboot nach auswärts gehen, aber der General wagte nicht, einem unbekannten Fischer zu vertrauen. Auf dem Rückweg nach Petrograd gab es zwei Kontrollen im Zug, und als er in der Hauptstadt ankam, erzählte ihm am Bahnsteig eine Dienerin, dass in ihrem Haus eine Haussuchung vorgenommen worden war und er überall gesucht wurde. Es stellte sich heraus, dass Milizposten seinetwegen um den Bahnhof herum standen und der einzige Ausweg in dieser Mausefalle der Rückweg per Eisenbahn war. In Petrograd veränderte er sein Aussehen, benahm sich so, als ob er verrückt gewesen wäre, und wurde in eine Anstalt für Geisteskranke am Stadtrande aufgenommen. Nachdem er erfahren hatte, dass seine Frau verhaftet worden war, beschloss er, wieder zu versuchen, Russland zu verlassen. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, durch alle Kontrollen an den Bahnstationen und in den Zügen zu gehen und nach Weißrussland und dann in die Ukraine zu kommen. Von Jalta fuhr er mit einem Schiff nach Odessa.
1919 überquerte er die Grenze an Rumänien, wonach er ein Jahr lang auf der Suche nach einem Unterkommen durch Europa wanderte: er lebte in Bukarest, Berlin, Danzig, Bern, Kopenhagen.
1919 befreite er mit Mühe seine Frau aus einem bolschewistischen Konzentrationslager, wo sie als Geisel gehalten wurde.
Im Februar 1920 erhielt er eine Aufenthaltsgenehmigung in Finnland, wo er vor dem sowjetisch-finnischen Krieg gelebt hatte. Zuerst lebte er in der Kurstadt Terioki am Ufer des Finnischen Meerbusens (heute heiβt sie Selenogorsk).
1936 schrieb er und veröffentlichte die Erinnerungen an sein Leben bei Hof unter dem Titel “Mit dem Zaren und ohne den Zaren”.
Im November 1939 half der Marschall K.G. Mannergeim seinem ehemaligen Dienstgenossen aus dem Leibgarde-Kavallerieregiment im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen der sowjetischen Truppen in der Richtung der Stadt Wiipuri (heute heiβt sie Wyborg): er schickte einige Lastkraftwagen, wonach die Familie von Wojejkow in die Stadt Helsinki in Finnland gebracht wurde.
Am Ende des sogenannten Winterkrieges, im Zusammenhang mit dem Übergang des finnischen Territoriums zu der UdSSR zog er im März 1940 nach Schweden, nach Stockholm und dann nach Jurscholm, in seinen Vorort.
Am 8. Oktober 1947 starb er in Stockholm (Danderid), wurde in Helsinki im Grab seines Schwiegervaters, des Grafen W.B. Frederiks begraben. Später wurde dort auch die Frau von Wojejkow begraben.
Aus den Stellungnahmen und Memoiren von dem General Wojejkow:
1. Am 6. März verabschiedete sich der Landesherr von den Mitgliedern des Hauptquartiers. Dies war das einzige Mal, dass er nach der Abdikation mit seinen ehemaligen Untertanen war. Nach den Worten der Augenzeugen war die Szene überwältigend … man hörte die Menschen schluchzen. Mehrere Offiziere bekamen einen Ohnmachtsanfall… Der Landesherr konnte wegen der Hysterie nicht aussprechen … Anwesende Soldaten drückten ihre Treue gegenüber dem Zaren aus, was herzbrechend war.
2. Um den Zaren zu befreien, brauchten Kerenskij und seine Mitarbeiter, die eine schwere Sünde für das Schicksal des Kaisers begangen hatten, keine großen Anstrengungen zu machen. In diesem Fall liegt eine groβe Schuld neben der Übergangsregierung an der feinen Gesellschaft, die, statt sich einig für irgendwelche Maßnahmen für die Rettung des Zaren und seiner Familie auszusprechen, falsche Anschuldigungen gegen das Zarenehepaar unterstützte. Nachdem die Mitglieder der Übergangsregierung der Zarenfamilie die Freiheit entzogen und eine Untersuchung gegen den Zaren und die Zarin wegen des Staatsverrates eingeleitet hatten, ebneten sie selbst den Boden für das unerhörte Verbrechen der Bolschewiki.
3. Wie stark die Massenpsychose die Menschen beeinflusst und sie dazu zwingt, vom Hörensagen zu wiederholen, wovon sie keinen Begriff haben und was sie nicht einmal verstehen wollen.
4. Anfang März 1917 wurden bei der Deutschen Reichsbank Konten für Lenin, Ssumenson, Koslowskij, Trozkij und die anderen Funktionäre des Rates der Volkskommissare für Friedenspropaganda in Fronttruppen eröffnet. Im Januar 1918 wurden dem Rat der Volkskommissare aus der Reichsbank 50 Millionen Rubel überwiesen, um die Kosten für die Versorgung der Roten Garde und Agitatoren zu decken, und den Volkskommissaren wurde hingewiesen, dass man die Propaganda in Russland stärken musste, weil die antibolschewistische Stimmung im Süden Russlands und in Sibirien die Deutsche Regierung besorgte. Es wurde darauf hingewiesen, dass es wichtig war, für die Propaganda erfahrene Menschen zu finden, die alle in Russland bolschewistisch machen konnten.
5. Sehr bald wurde das Ziel der Bolschewiki erreicht: die ehemalige Besitzklasse und die Intelligenz waren im Zustand des totalen Armseins. Als Hauptschuldige der Zerstörung Russlands können unsere verladenen Intellektuellen gelten, die das von ihnen eroberte Erbe der Vorfahren eigenhändig zerstörten, wobei es keine Gefahr von Außen bestand.
6. Um zu verstehen, welche Blütezeit Russland in den letzten 20 Jahren vor dem Krieg erlebte, muss man sich an die Statistik wenden. Der Getreideertrag nahm von 1892 bis 1913 um 78% zu; der Rinderbestand erhöhte sich von 1896 bis 1914 um 63,5%, der Kohlenabbau erhöhte sich von 1891 bis 1914 um 300%; die Erdölindustrie – um 65%. Zur gleichen Zeit ermöglichte das Staatsbudget, die Bereitstellung von Geldmitteln für Volksbildung allein im Ministerium für Volksbildung um 628% von 1894 bis 1914 zu steigern; und das Eisenbahnnetz wurde von 1895 bis 1915 um 103% länger.
7. Was mein persönliches Budget angeht, zeugten die regelmäßig eingelaufenen Nachrichten über mein Pensaer Landgut davon, wie es allmählich zerstört wurde. Es gab auch Kuriositäten. Die charakteristischste von ihnen war so. Die Teilung meines Vermögens unter den Bauern wurde von einem Sonderausschuss aus den Ortsbewohnern betreut, der in der Regel den Vorsitzenden aus Ingenieuren wählte, die zuvor gut dotierte Stellungen auf meinem Landgut gehabt hatten. Dieser Ausschuss beschloss, dass der Arbeiter-und-Bauern-Staat die feinwollige Schafzucht nicht brauchte, deshalb wurde die erstklassige Schafzucht auf dem Landgut (etwa 5000 Stück) zerstört, indem sich umwohnende Bauern schon am nächsten Morgen auf die Schäfereien stürzten und die unschuldigen Tiere wegnahmen. Einige Schafe wurden gemetzelt, und einige – mit nach Hause genommen. Am selben Tag waren Leichen von den zu Tode gejagten Feinwollschafen zu sehen.
8. Es wird Zeit, wenn die Wahrheit triumphiert und sich die Persönlichkeit unserer Königin von erlogenen Schadzaubern reinigt … Aber die Gesellschaft, die an den harten Tagen ihren Namen mit der nun wohl zerstreuten Lästerung auf die Gattin des russischen Kronenträgers befleckt hatte, reinigt sich und rechtfertigt sich nie in den Augen der Nachwelt. <…> Aber es gibt keinen Zweifel daran, dass die Untertanen die Persönlichkeit ihres Königs nicht richtig eingeschätzt hatten, und dass die ganze Schönheit seines moralischen Charakters nur von den zukünftigen Generationen verstanden wird, die (hoffentlich) Ehre und Würde großen Russlands erhalten können. Alle Völker der Welt werden auch in der Zukunft den Zaren Nikolaj II. verstehen und schätzenlernen.
9. Heute ist es schwierig, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum sich die Menschheit mit dem abgrundtiefen Übel, das der Bolschewismus mit sich bringt, abfindet, um die Wiederherstellung des Zarismus zu vermeiden, in dem Russland seine Blütezeit erlebt hatte.
10. Dank seinem Talent verewigte Nekrassow die Heldentaten der Frauen der Dezembristen, die in den meisten Fällen zur feinen Gesellschaft gehörten. Als sie ihren Männern nach Sibirien folgten, kamen ihnen alle (darunter auch Gouverneure) entgegen. Hundert Jahre später fiel es niemandem ein, geistige Schönheit einer durch die Revolution gequälten russischen Frau aller Schichten zu beachten.
12. Heute bietet Mütterchen Russland ein enttäuschendes Bild, das zu einem sozialistischen Versuchsfeld umgewandelt wurde. Nachdem die Unterdrücker unserer Heimat die Intellektuellen zerstört und das Land vollständig ruiniert hatten, rissen sie die Reste des Kapitals an, die in den Händen der Bauern waren. Nachdem sie treue Mitarbeiter aus dem Abschaum – aus der „Dorfarmut“ gemacht hatten, wandelten sie allmählich bäuerliche Betriebe in die so genannten „Kolchosen“ um. Um ihr Hauptziel zu verschleiern – die Unterwerfung der bäuerlichen Arbeit, gab man ein, dass die vergesellschaftete Landbewirtschaftung vorteilhafter als die individuelle Bodennutzung wäre.
13. Ich werde für den Rest meines Lebens mein Kreuz tragen, dass ich im Kampf gegen den Verrat um den Thron herum machtlos war und das Leben jenes Menschen nicht retten konnte, der mir wie auch allen russischen Menschen nur Gutes antat.
Quellen: Dworshanskij A. I., Selew S. W., Erzpriester Wladimir Kljuew. Der Gerechte soll vom Glauben leben. Das Pensaer Martyrologium der christlichen Märterer. – М.: Neue Entscheidungen, 2014. S. 85–87; W.N. Wojejkow. Mit dem Zaren und ohne Zaren. Erinnerungen des letzten Hofkommandanten. Minsk, 2002.