Trofimow, Wladimir Kirillowitsch, war ein Chirurg und Doktor der Medizin. Er wurde am 5. August 1872 im Dorf Ssorokino des Ostrowski Kreises im Pskower Gouvernement in einer Bauernfamilie geboren.
Er beendete das klassische Gymnasium in Pskow (1889) und wurde im darauffolgenden Jahr an der Militärmedizinischen Akademie in St. Petersburg immatrikuliert, wo er aber nur drei Jahre studierte. Er setzte sein Studium (1896-1899) an der Medizinischen Fakultät der Universität Jurjew (jetzt: Stadt Tartu, Estland) fort, wo er mit N. N. Burdenko befreundet war.
1889 absolvierte er die Universität Jurjew mit hervorragenden Leistungen, dann besuchte er zwei Jahre lang praktische Kurse für Ärzte sowie chirurgische Abteilungen der Krankenhäuser in St. Petersburg und war auch ein Assistent der chirurgischen Abteilung vom Professor W.G. Zoege von Manteuffel in Jurjew. Von 1901 bis 1904 arbeitete er als Arzt im Krankenhaus des Lgower Kreises im Kursker Gouvernement. In dieser Zeit war er in dieser Heileinrichtung als Chirurg tätig (er führte 587 Operationen durch). Von April bis September 1904 diente er zusammen mit N. N. Burdenko als Arzt des Roten Kreuzes an der Front des Russisch-Japanischen Krieges im Team des Professors Zoege von Manteuffel. Er nahm als Arzt an der Schlacht von Wafangou teil und war auch in Lazaretten an der vordersten Front wie Gaizhou, Liaoyang und Gongzhuling stationiert. In den Jahren 1904-1905 hat er sich in Methoden der Operationschirurgie in Kliniken von St. Petersburg praktisch weitergebildet.
Von 1905 bis 1913 war er Stationsarzt und Leiter der chirurgischen Abteilung des Pensaer Landkrankenhauses.
Im Jahr 1906 bildete er sich in St. Petersburg in den Kliniken der Professoren G.F. Zeidler und S.P. Fedorow fort. Im Sommer 1908 besuchte er die Lungenheilstätte in Windau, Lettland. In den Jahren 1908-1909 leitete er die Pensaer Medizinische Gesellschaft. Im Jahr 1909 schrieb und verteidigte er seine Dissertation „Über den Verschlussnaht der Harnblase bei einer hohen Lithotomie“ an der Militärmedizinischen Akademie. Er wurde außerplanmäßiger Stationsarzt am Pensaer Landkrankenhaus (1910). Im März 1911 nahm er aktiv an dem 10. Kongress der Landärzte des Pensaer Gouvernements teil, d.h. am Kongress, der nach einer elfjährigen Unterbrechung stattgefunden hatte, und als ein Jubiläumskongress gegolten hatte (es vergingen 25 Jahre nach dem ersten Kongress).
Im Jahr 1912 wurde er Mitarbeiter der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern der Heiligen Olga, und seit 1913 wurde er zum ersten Arzt des Krankenhauses des Roten Kreuzes, das aus dieser Gemeinschaft hervorgegangen war (später nach Semaschko benannt). Zur gleichen Zeit hatte er das Amt des Assistenten des ärztlichen Inspektors des gouvernementalen ärztlichen Dienstes inne. Er wurde mit dem Orden des Heiligen Stanislaws 2. Grades ausgezeichnet. In 1915 war er als beratender Arzt im Pensaer Landkrankenhaus tätig. Für die Arbeiten unter Kriegsbedingungen wurde er mit dem Orden der Heiligen Anna 3. Grades ausgezeichnet.
Während seiner Arbeit in Pensa erlangte er den Ruf eines angesehenen Chirurgen: er verfolgte ständig den Fortschritte der medizinischen Wissenschaft, pflegte Kontakte zu großen Chirurgen jener Zeit. Er war kompromisslos bei Themen wie Asepsis und Antiseptika und machte es zur Aufgaben, “eitrige” Patienten von “sauberen” Patienten zu trennen. Er entwickelte die Abdominalchirurgie, setzte die operative Therapie des Harnsteinleidens und der Gallensteinkrankheit um. Er beschäftigte sich mit Fragen der chirurgischen Behandlung von Tuberkulose. Im Zusammenhang damit schlug er vor, eine Lungenheilstätte im Gouvernement zu eröffnen, was aber erst unter der sowjetischen Regierung gemacht wurde. Er trat für die Gründung einer separaten chirurgischen HNO-Station auf. Er initiierte die Eröffnung eines Röntgenraums im Krankenhaus des Semstwo und wurde der erste Röntgenologe in Pensa. Er war der Lehrvater von vielen bekannten Ärzten Pensas: I.W. Alipow, W.P. Bodulin u.a. Die Zeit seiner Arbeit in Pensa bezeichnet man als die Blütezeit des Landkrankenhauses. Er hat viel Kraft und viele Mühen aufgebracht, es zu einem modernen Behandlungszentrum seiner Zeit zu machen. Auch schrieb er und veröffentlichte eine Reihe von Arbeiten zu verschiedenen Fragen der Chirurgie.
on 1918 bis 1921 war er ein aktives Gemeindeglied der Pensaer Kirchen und der geistige Sohn des Bischofs von Pensa und Saransk Ioann (Pommer), der ein ethnischer Lette war. Er wurde zum Augenzeugen der Schrecken der Revolution und der Verfolgung der Geistlichkeit Pensas, setzte sich mutig für die Kirche von Pensa und ihren Vorsteher ein. Seit 1921 wurde Bischof Ioann zum Erzbischof von ganz Lettland ernannt. In diesem Zusammenhang suchte W.K. Trofimow nach Möglichkeiten, ihm zu folgen, und eine solche Möglichkeit war gekommen: seit 1920 war seine Heimat auf dem Territorium des neu gebildeten Staates Lettland gewesen und am 1. August 1923 wanderte er dahin aus, nachdem er seine lettische Staatsangehörigkeit hatte nachweisen können. Er wohnte in Augschpils, früher Vyschgorodez genannt. In dieser Zeit betrieb er Recherchen, fertigte Zusammenfassungen und Analysen auf der Grundlage von ausführlichen sanitär-statistischen Daten über seine lettische Heimat an. Im Jahr 1924 nahm er an einer Konferenz der Rigaer Gesellschaft von Praktizierenden Ärzten teil und am 2. Juni desselben Jahres wurde er an die Medizinische Fakultät der Universität Lettlands als Privatdozent und Lektor für Desmurgie (die Wissenschaft über das Anlegen von Verbänden und Wundbehandlung) eingeladen. Der Unterricht dazu fand in dem 1. Stadtkrankenhaus von Riga statt. Er nahm an Kongressen lettischer Ärzte (1925, 1928) teil. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich auch mit Fragen der Orthopädie. Offenbar war Wladimir Kirillowitsch ebenso der Leibarzt des Erzbischofs Ioann. Im Jahr 1931 musste Trofimow die Universität verlassen, denn durch eine geheime Absprache bekam ein Arzt lettischer Nationalität seinen Posten (die Hochschule wurde immer mehr lettisch-national ausgerichtet und Dr. Trofimow hielt seine Vorlesungen auf Russisch). Er wechselte zur Tätigkeit in seiner Privatpraxis in der Heimat, die sich in der Augschpilsker Gemeinde des Abrensker Kreises befand.
Im Herbst 1944, als die Rote Armee diese Orte befreite, wurde „SMERSch“ unter der Anklage einer Angehörigkeit zum Russischen Nationalkomitee des Abrensker Kreises verhaftet. Am 10. Dezember 1944 starb er im Gefängnis im Alter von 73 Jahren.
Aus den Briefen von W.K. Trofimow
„Wir dürfen nicht schweigen, wenn man vor unseren Augen ein Verbrechen begeht. Inzwischen muss man es für ein Kapitalverbrechen halten, da es nicht nur gegen eine Person gerichtet ist, die allgemein geliebt und respektiert wird, sondern auch gegen die Kirche, deren Amtsträger er ist. Lesen Sie die neuesten Artikel in den Zeitungen, und Sie werden sich vor Dreck und Zwecklügen gegen den Erzbischof Ioann, mit denen diese Artikel gefüllt sind, erschaudern. Es ist unvorstellbar, dass intelligente Menschen, auch wenn sie gute Vorsätze haben, in der Presse das Allerheiligste der gläubigen russischen Menschen entweihen konnten. Wenn Sie, meine H<erren>, Ihre Demagogie im Vofeld von Wahlen entwickeln möchten, dann suchen Sie sich doch ein anderes Thema aus. Aber lassen Sie denjenigen im Frieden, den Tausende und Abertausende bewundern; vielleicht aus Ihrer Sicht auch irrender aber rechtgläubiger Menschen. Unterlassen Sie Ihre Hetze! Sie schmerzt nicht nur dem Menschen, gegen den sie gerichtet ist, sondern auch allen, die auβer der Kirche und deren Beschützern nichts Anderes im Leben haben. Lassen Sie Ihre Tricks! Denn sie erinnern so sehr an die Methoden derjeniger, die nicht nur unser persönliches, sondern auch unser ganzes Geistesleben verstümmelt haben. Lassen Sie nicht aufkommen, dass die anderen sagen, unter den russischen Menschen gäbe es keine anständigen Menschen mehr; und zwar solcher, die in Zeiten der schrecklichen Strapazen genug Kraft und Mut in sich finden könnten, um allen zusammen und jedem zuzurufen: „Genug der Fehden! Lassen wir diese gegenseitige Feindschaft und den Hass sein! Die Stunde ist gekommen, wenn wir uns allzumal vor den Erzbischof Ioann stellen sollen, den man um jeden Preis in den Augen der Bevölkerung diskreditieren will.”
Wer mindestens einmal einen Dom besuchte, wer wenigstens etwas mit den Kanzelreden seiner Eminenz vertraut ist, wer Begeisterung und glühende Bewunderung vor dem Sinn und dem Herzen dieses großen Menschen gesehen hat, der wird verstehen, warum der Gottestempel diese riesige Menschenmenge nicht aufnehmen kann, die ständig zu ihrem geistlichen Führer strömt. Es geschieht hier in Lettland, und Sie fragen die hier lebenden Menschen aus Pensa, wo seine Eminenz mehrere Jahre seines bischöflichen Dienstes verbrachte. Und sie erzählen Ihnen, mit welcher Frömmigkeit die russischen Gläubigen ihn immer empfingen, welches Ansehen und welche Verehrung der russischen Menschen, unabhängig von deren Rang und sozialem Status, er genoss.
Tausende Menschen begleiteten den Erzbischof immer bei jeder seiner Bewegung. Wer Pensa in der damaligen Zeit besuchte, wird nie die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche und das Mönchskloster vergessen, wo seine Eminenz gelebt und gebetet hatte, wie auch die Züge und Begehungen zum Mironosizker Friedhof mit ihm, erfüllt von einer seltenen geistigen und religiösen Inspiration.
Die Bewohner Pensas wissen gut, welches Kreuz seine Eminenz wegen diesiger Herrscher und ihrer Steigbügelhalter tragen musste. Sie wissen auch nur zu gut, mit welcher christlichen Demut der Erzbischof sein Kreuz an die Grenzen Lettlands trug. Wir alle, die ihn gut kennen, müssen schweigen, wenn hergelaufene Menschen vergessen haben, dass es neben persönlichen Interessen auch Gemeinwohlinteressen gibt. Sie rufen uns zu Feindseligkeit und Hass gegen denjenigen auf, an den wir glauben und den wir anbeten? [Nein, sagen wir] diesen Herren: “Hände weg vom Altar! Sie dürfen dessen Amtsträger nicht entweihen! Für jede Ihrer weiteren Aussagen gegen seine Eminenz werden Sie von der gesamten russischen Bevölkerung Lettlands, die immer noch die Interessen der orthodoxen Kirche hegt, mit einem Bannfluch versehen. ”
Von einer Gruppe von Orthodoxen, die den Erzbischof Ioann durch seine Tätigkeit in Russland und als Einwohner Pensas kennen. Malaja Newskaja-Straße, Haus 14, Wohnung 8. Aleksandra Wasiliewna Melnalksnis, geb. Belowa. Stolbowaja 37 Wohnung 1. W.K. Trofimow. ”
Quellen: Materialien der Fonds des Pensaer Museums für Geschichte der Medizin (Burdenkos Wohnmuseum); K. K. Wasiliew, A.A. Wiksna. Chirurg W.K. Trofimow (1872-1944): Landarzt und Privatdozent der Universität von Lettland. // Informationsblatt von SumDU. Serie Medizin, № 2, 2008, B. 1; J. Sidjakow. Aus dem Archiv vom Erzbischof Ioann (Pommer).